Menschen Orte Paragraphen

Ich werde verschiedene Orte vorstellen, die etwas mit juristischen Themen zu tun haben. Das können zum Beispiel Gerichte sein, in Berlin das Kriminalgericht Moabit, in dem alle Strafprozesse verhandelt werden. Da war ich einige Jahre Gerichtsreporterin für die öffentlich-rechtlichen Hörfunksender. Es ging um Mord, Totschlag, Vergewaltigung, also schwere Straftaten, aber auch die kleinen Diebstahl- oder Betrügereien vor dem Amtsgericht waren interessant und sagten viel über die ungleichen Voraussetzungen in der Gesellschaft. Oder das Familiengericht ist einer der Orte, den ich vorstellen will, hier geht es um Unterhaltszahlungen nach der Scheidung, um das Umgangsrecht für die Kinder und manchmal um ganz fiesen Streit. Im Arbeitsgericht wird über Kündigungen verhandelt. Ich werde auch nach Karlsruhe gehen, zum Bundesverfassungsgericht oder zum Bundesgerichtshof. In Leipzig hat das Bundesverwaltungsgericht seinen Sitz. Vor den Verwaltungsgerichten klagen Bürgerinnen gegen den Staat, da geht es zum Beispiel um die Asylberechtigung oder um das Verbot für Lehrerinnen, ein Kopftuch zu tragen oder um Baugenehmigungen. Interessant wird es auch sein, über das zu sprechen, was in Straßburg am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte geschieht oder was am Europäischen Gerichtshof in Luxemburg verhandelt wird. Den Haag gilt als die juristische Welthauptstadt, also ein ganz besonderer Ort, wo der Internationale Strafgerichtshof seinen Sitz hat neben einer ganzen Reihe anderer internationaler Gerichte. Zur Geschichte des Internationalen Strafgerichtshofs gibt es einiges zu erzählen. Dazu werde ich dann auch Ausschnitte aus meinen früheren Interviews vorspielen, auch historische Töne werden im Podcast vorkommen. Orte, an denen Paragraphen eine Rolle spielen, sind aber auch Knäste, Justizvollzugsanstalten, wie sie offiziell heißen. Ich werde aus dem Inneren dieser Anstalten berichten. Ich werde mit den Menschen reden, die an den verschiedenen Orten arbeiten, das sind zum Beispiel Richterinnen und Richter, Anwältinnen und Anwälte, Anstaltsleiter, Anstaltsleiterinnen. In meinen alten Sendungen und O-Ton-Sammlungen habe ich auch Interviews und Texte gefunden, die auf den ersten Blick nichts mit der Justiz zu tun haben, aber auf den zweiten dann eben doch. Ich denke an die Karikaturistin Marie Marcks, die mit ihrer Karikatur „Roll doch das Ding Blödmann“, eine Lanze für die Emanzipation der Frauen gebrochen hat. Sie hat aber eben auch justizkritische Zeichnungen veröffentlicht. Genauso wie Philipp Heinisch, der früher Strafverteidiger in Moabit war, aber vor vielen Jahren die Robe an den Nagel gehängt und sich der Justiz dann als Zeichner und Maler neu genähert hat. So erklärt sich der Titel meines Podcasts, Menschen – Orte – Paragraphen. Der Titel bedeutet aber noch mehr für mich. Er erinnert an den Titel einer Sendereihe im Sender Freies Berlin, kurz SFB, die in meinem Leben als Hörfunkjournalistin viele Jahre eine wichtige Rolle gespielt hat: Menschen und Paragraphen hieß die Reihe, für die ich lange gearbeitet habe.

Die Musik für meinen Podcast komponierte Robert Neumann, An- und Absage, Intro und Outro, sprach Janus Torp.

Menschen Orte Paragraphen

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#21 Gertrude Lübbe-Wolff über ihr Buch „Beratungskulturen“ – ein Vergleich von Verfassungsgerichten überall in der Welt

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50m 48s

Gertrude Lübbe-Wolff war von 2002 bis 2014 Richterin des Bundesverfassungsgerichts, davor und danach war sie Professorin für Öffentliches Recht an der Universität Bielefeld, inzwischen seit 2018 emeritiert. Die Liste ihrer wissenschaftlichen Veröffentlichungen ist lang, zum Beispiel hat sie über „Recht und Moral im Umweltschutz“ geschrieben oder über „Das Dilemma des Rechts. Über Härte, Milde und Fortschritt im Recht“. 2023 erschien ein Buch über Direkte Demokratie, in diesem Jahr ein Buch über Korruption. Heute geht es um den 870 Seiten starken Band „Beratungskulturen. Wie Verfassungsgerichte arbeiten, und wovon es abhängt, ob sie integrieren oder polarisieren“, eine international vergleichende Studie, die 2022...

# 20 Gerd Hankel über internationales Recht und sein neues Buch „Fernes Unrecht -  Fremdes Leid“

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36m 55s

Mein Gast ist – nicht zum ersten Mal – der Völkerrechtler und Sprachwissenschaftler Gerd Hankel. Seit 1998 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur. Er forscht seit vielen Jahren über den Völkermord in Ruanda und veröffentlichte zahlreiche Bücher über Themen rund um das Völkerrecht, zum Beispiel „Das Tötungsverbot im Krieg“, „Die Uno, Idee und Wirklichkeit“, „Die Leipziger Prozesse“ und „Ruanda – Leben und Neuaufbau nach dem Völkermord. Wie Geschichte gemacht und zur offiziellen Wahrheit wird“. Im Oktober 2022 ist sein Buch erschienen, in dem er sich mit der Frage befasst, inwiefern Putin ein Fall...

#19 Angriffe auf die Anwaltschaft – Gespräch mit RAin Ursula Groos, Menschenrechtsbeauftragte der RAK Berlin

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26m 39s

Rechtsanwältin Ursula Groos ist seit März 2025 „Beauftragte für die Wahrung und Förderung der Menschenrechte“ der Berliner Rechtsanwaltskammer (RAK). Dieses Ehrenamt gibt es seit 1997, was dahintersteckt und welche Aufgaben zu bewältigen sind, ist unter anderem Thema unseres Gesprächs.
Aktuell wendet sich die Rechtsanwaltskammer in einem internationalen Bündnis juristischer Organisationen gegen Angriffe auf die Anwaltschaft in der Türkei. Dort wurde der Vorstand der Rechtsanwaltskammer Istanbul abgesetzt, Anwältinnen und Anwälte wurden mit fragwürdigen Vorwürfen inhaftiert.
Aber auch in zahlreichen anderen Ländern werden Anwälte und Anwältinnen verfolgt. Daran erinnert der „Internationale Tag der bedrohten Anwältin und des bedrohten Anwalts“, der vor 15...

#18 Philipp Heinisch, Maler und Zeichner, früherer Strafverteidiger

#18 Philipp Heinisch, Maler und Zeichner, früherer Strafverteidiger

55m 28s

Mein Gast ist der Künstler Philipp Heinisch, er malt und zeichnet und macht noch viel mehr, was mit Kunst zu tun hat, aber eben auch mit Justiz. So hat er den Gesprächskreis Kunst und Justiz ins Leben gerufen, in dem er Gespräche mit bekannten Persönlichkeiten geführt hat. Er hat viele Jahre den Juristenkalender hergestellt, veröffentlicht Karikaturen in juristischen Fachzeitschriften, hat mehrere Bücher gemacht und verschiedene Bücher illustriert. Bereits als Kind interessierte er sich für die Malerei, beeinflusst durch seinen Vater Rudolf Heinisch, der selbst Maler war und im Nationalsozialismus als „entartet“ diffamiert wurde.
Philipp Heinisch war selbst einmal Rechtsanwalt, zunächst...